«Die gute alte Zeit ….»

Als «älteres Semester» erinnere ich mich noch an meine persönlichen Erlebnisse oder Begebenheiten der oft vielgerühmten «guten alten Zeit». War diese wirklich besser oder warum erinnern sich viele Ältere an diese Vergangenheit? Wir sehnen uns nicht zurück nach «Pferd und Wagen» oder an das Leben mit den wirtschaftlichen Sorgen und Nöten unserer Eltern und Grosseltern. Aber das einfachere und überschaubarere Leben mit einem vertrauensvolleren Miteinander und Nebeneinander ist mir noch in guter Erinnerung.

Entwicklungen nach der „Guten alten Zeit“
Was viele Menschen in den Vor- und Nachkriegszeiten erlebten, war bis in die späteren Sechzigerjahre für die Bevölkerung ein steter wirtschaftlicher Überlebenskampf. Soziale staatliche Sicherheiten steckten noch in den Kinderschuhen, während sechs bis sieben Tagen pro Woche arbeiten waren die Regel. Ebenfalls Kinder mussten in diesen Zeiten die Eltern unterstützen, sei es im Haushalt, im Betrieb, im Garten oder auf dem Feld. Erst zahlreiche Verbesserungen und Gesetzesänderungen, wie auch die zwischen den Sozialpartnern vereinbarten Gesamtarbeitsverträge, verbesserten im Laufe der Jahre die finanzielle Situation der Mitarbeiter und ihren Familien.
Infolge der guten wirtschaftlichen Entwicklung konnten in den letzten Jahrzehnten die Sozialleistungen zwischen den Sozialpartnern zu Gunsten der Arbeitnehmer ebenfalls verbessert werden. Dies betraf für die Arbeitnehmer vor allem die Lohnausfallversicherung bei Krankheit oder Unfall, sowie bezahlte Ferientage. Zudem wurden die Altersvorsorge, die Witwen- und Waisenrenten, die Familien- und Kinderzulagen, der Mutterschaftsurlaub u.a. an die neuen Verhältnisse angepasst.

Soziale und gesellschaftliche Veränderungen
Wenn wir uns heute noch an «früher» erinnern, heisst dies nicht, dass wir Älteren altväterisch oder verstaubt sind. Wir sind zufrieden und ein wenig stolz, dass wir mithelfen konnten die sog. «bessere Zeit» aufzubauen. Als Kinder und Jugendliche mussten wir noch verzichten lernen, sparsam sein bevor wir Anschaffungen machen konnten, denn Geld besass noch einen anderen Stellenwert als heute. Die Konsumfreudigkeit war auch bei uns bereits vorhanden, aber noch entsprechend bescheiden, denn die Zinsen für Konsumkredite oder Hypotheken schwankten zwischen 8 und 15 Prozent.
Was sich jedoch in den letzten Jahrzehnten unseres erarbeiteten Wohlstandes nicht zum Positiven veränderte oder sogar verschlechterte, ist vor allem der gesellschaftliche Zusammenhalt. Eine zunehmende Respektlosigkeit, fehlende Toleranz, Neid, Rücksichtslosig-keit, persönlicher Egoismus, sowie ein überhöhtes Selbstwertgefühl, sind für unser gesell-schaftliches Zusammenleben resp. -arbeiten nicht förderlich. Eine gesunde Entwicklung setzt für uns alle ein aktives, positives und rücksichtsvolles Miteinander und Nebeneinander voraus, zum Wohle unserer gesamten Bevölkerung.

Dankbar bin ich jedoch, dass ich unsere sogenannt «bessere Zeit», wie viele andere, kennenlernte und mitgestalten durfte. Ich hoffe, dass es unserer Gesellschaft gelingen wird den erschaffenen Wohlstand mit positiven Kräften zu erhalten und weiterzuführen, damit sich die heutigen Jungen später ebenfalls an ihre «gute alte Zeit» erinnern können.

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